
Ohne freiwilliges Engagement wäre unsere Gesellschaft eine andere. Freiwillige sind das unsichtbare Rückgrat vieler sozialer Initiativen – sie schenken Zeit, Aufmerksamkeit und Mitgefühl. Ehrenamtliche leisten einen unschätzbaren Beitrag. Neben der gesellschaftlichen Bedeutung hat ehrenamtliches Engagement auch für die Helfenden selbst einen Wert. Viele Freiwillige berichten, dass sie durch ihre Arbeit neue Perspektiven gewinnen, wertvolle Erfahrungen sammeln und ein Gefühl der Erfüllung erleben. Helfen macht glücklich – und verbindet.
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869 Freiwillige haben im Rahmen von Freiwilligen- und Patenschaftsprojekten in Tirol ihre Freizeit gespendet.
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61 Veranstaltungen für Freiwilligenkoordinierende und Freiwillige wurden angeboten.
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1.242 Haussammler*innen gingen im Rahmen der Caritas Haussammlung von Haus zu Haus.
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55 junge Menschen beteiligten sich am Schulprojekt „Zeit schenken“ und arbeiteten ehrenamtlich in verschiedenen Einrichtungen.
Zwaschpanocken, frische Bergluft und ECTS-Punkte
Eigentlich wälzt Evelyn Lindner zurzeit hauptsächlich Fachbücher oder tippt Seminararbeiten auf ihrem Laptop. Sie studiert nämlich Bio- und Lebensmitteltechnologie am Management Center Innsbruck (MCI). Im vergangenen Sommer tauschte die junge Frau ihre Lehrbücher für eine Woche gegen Gummistiefel, Rechen und Sonnenhut. Im Zuge des sogenannten „Service Learning“-Angebots ihres Studiengangs verbrachte sie eine Woche auf einem Bergbauernhof in Osttirol, um praktische Erfahrungen zu sammeln und einiges zu lernen.
„Statt dem Weckerklingeln ertönt auf dem Bauernhof, der auf über 1.000 Metern Seehöhe liegt, das Krähen des Hofhahns. Damit beginnt der Tag“, erzählt die Studentin. Sie half beim Heuen der Felder und Wiesen, die teilweise so steil sind, dass nur Handarbeit möglich ist, versorgte die Kühe und Hühner, taufte ein Kalb, holte frische Produkte und Lebensmittel von der noch höher gelegenen Alm und packte überall dort mit an, wo ihre Hilfe benötigt wurde. „Es war meine erste Erfahrung auf einem Bauernhof – das störte aber niemanden. Mir wurde alles erklärt und gezeigt. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und spürte, dass ich und meine Hilfe sehr willkommen waren“, erzählt die Freiwillige. Die frischen Produkte vom Bauernhof und der Alm wurden auch gleich verarbeitet. So kochte die Studentin zum Beispiel mit der Bäuerin herrliche Zwaschpanocken – in weiten Teilen Tirols besser bekannt als Moosbeernocken.
Für Evelyn Lindner war die Woche auf dem Bauernhof sehr lehrreich: Sie erlangte einen viel besseren Einblick in das Leben auf einem Bergbauernhof. Und sie weiß jetzt auch, dass es harte und vor allem körperliche Arbeit ist. „Ein Fitnessstudio-Workout kann da nicht mithalten“, stellt sie fest.
Seit knapp zwei Jahren gibt es die Kooperation der Caritas Tirol mit mehreren Hochschulen in Tirol. Studierende haben die Möglichkeit, für ihr Studium notwendige ECTS-Punkte zu sammeln – und zwar durch soziales Engagement. Sie engagieren sich in einer sozialen Organisation bzw. einem Projekt ihrer Wahl und bekommen den Einsatz für ihr Studium angerechnet. Koordiniert werden die Einsätze über das Caritas-Freiwilligenzentrum Tirol Mitte. In diesem Fall war die Partnerorganisation der Maschinenring mit dem Projekt „Freiwillig am Bauernhof“. Evelyn Lindner hat bei ihrem Aufenthalt auf dem Osttiroler Bergbauernhof also nicht nur wertvolle Punkte für ihr Studium gesammelt, sondern vor allem Erfahrungen fürs Leben.